Ein Artikel der Chamer Zeitung, verfasst von Thomas Linsmeier, über unseren Tobias Buschek.
Tobias Buschek gilt als deutsche Skilanglauf-Hoffnung: Darf er trotzdem Jugendlicher sein ?
Von Thomas Linsmeier
Furth im Wald. Er ist aktuell auf Platz 23 der deutschen Skilangläufer der Herren – und das mit nur 16 Jahren! Tobias Buschek ist ohne Zweifel ein Ausnahmetalent und eine Hoffnung des deutschen Skisports. Er sammelt nationale Titel in überraschender Zuverlässigkeit. Doch trotz seiner sportlichen Reife ist der künftige FOS-Schüler immer noch Jugendlicher. Lässt ihm der Sport dafür noch Zeit? Wie trainiert er? Wie ernährt er sich? Buschek gewährt einen Blick in seine Welt.
Diese Welt liegt am Grabitzer Berg, direkt am Fuße des Voithenbergs. Erst vor wenigen Wochen hat der 16-Jährige die Further Realschule abgeschlossen. Auf den ersten Blick wirkt er wie einer der vielen Jungs seines Alters. Groß, drahtig, etwas zurückhaltend. Doch was ihn von seinen Gleichaltrigen unterscheidet: Wohl kein anderer Further Junge stand bereits so oft auf einem Siegertreppchen wie er. Und das nicht nur regional, sondern bayern- und deutschlandweit. Wie es dazu kam?
Skiclub-Jugendarbeit bildete hierfür die Basis
„Das war vor fünf Jahren, als ich meine erste Bayerische gewonnen habe. Dabei hatte ich eigentlich gar nicht so trainiert“, erzählt Tobias Buschek, was sein Vater Christian bestätigt. Es sei in jungen Jahren bereits aufgefallen, dass sich hier ein Talent entwickelt. „Er hat nie übermäßig viel trainiert, eher weniger als andere, weniger auf Leistung orientiert“, ergänzt dieser. Wie er sich das erklärt? Tobias lächelt und zuckt mit den Schultern. „Ich weiß nicht. Hab halt gemerkt, dass ich mich doch etwas leichter tue als andere.“
Fakt ist aber auch: Dass diese Begabung entdeckt werden konnte, das ist der Nordisch-Abteilung des Skiclubs zu verdanken. Bereits vor über zwei Jahrzehnten hatte Gerhard Würz damit begonnen, Kinder und Jugendliche für den Langlaufsport zu begeistern. Und dies wurde seitdem zunehmend verbessert.
Mittlerweile ist es so, dass die Gruppe bis zum Alter von zwölf Jahren rund 40 Mädels und Jungs zählt. Ab dem elften Lebensjahr werden diejenigen Kinder, bei denen ein Potenzial erkennbar ist und die am sportlichen Erfolg auch Interesse zeigen, gezielt trainiert. Diese Gruppe umfasst derzeit ein knappes Dutzend Jugendlicher. Ihre Erfolge können sich alljährlich in den Wintermonaten sehen lassen. Doch noch niemand in der 100-jährigen Geschichte des Further Skiclubs hat es soweit gebracht wie Tobias Buschek. Sein bisheriger Höhepunkt: Anfang Mai wurde er in den DSV-Bundeskader für Skilanglauf aufgenommen. Damit gehört er zu einem auserwählten Kreis von 15 Sportlern in seiner Altersklasse U16. Und das fordert ihn – jedoch im positiven Sinne, wie er versichert.
Laufpensum: Rund 70 Kilometer pro Woche
Denn der Sport ist seine Leidenschaft. In der schneelosen Zeit sind es Läufe, mit denen er sein Leistungslevel hält. Drei-, manchmal viermal ist er pro Woche unterwegs. Minimum: je 10 bis 15 Kilometer. Aber nicht auf ebenen Flächen, sondern auf den herrlichen Wegen des Gibachts und Voithenbergs, der buchstäblich vor seiner Haustüre beginnt. Am Wochenende darf es etwas mehr sein. „20 oder 30 Kilometer“, sagt er schmunzelnd und zeigt seinen jüngsten Lauf. Da waren es 30,17 Kilometer in drei Stunden und 21 Minuten, wobei er auch einige Höhenmeter hinauf auf den Gibacht überwunden hat. Tobias braucht dazu keine Musik, kein Hörbuch, um sich abzulenken, er genießt die Stille, die Natur um sich. „Irgendwann bist dann in deinem Flow.“ Diese Form des Auspowerns ist für ihn eine Erfüllung. Doch nicht nur das Trailrunning, wie der Waldlauf neumodisch heißt, bereitet ihn auf die Wintersaison vor, auch der Crosslauf mit Skistöcken oder auf Rollenskiern. Hinzu kommt nun wöchentlich ein Training im Fitnesscenter „Injoy“, wo gezielt Muskeln im Bein- und Oberkörperbereich angesprochen werden. Alle seine Fitnesswerte sammelt er mittels seiner Suunto-Uhr, eines Brustgurts und seines Smartphones. „Da sieht man vor allem die Belastungsbereiche sehr gut.“ Hinzu kommt zweimal pro Jahr eine professionelle Laktatbestimmung. Bleibt bei diesem straffen Sportprogramm überhaupt noch Zeit für etwas anderes ?
Kein Alkohol, aber ab und zu etwas Fast Food
Tobias muss nicht lange überlegen. „Musik, Gitarre und Trompete spielen, das ist mein Ausgleich dazu.“ Ansonsten interessiert ihn alles andere, was eben einen typischen 16-Jährigen interessiert. Ein spezielles Ernährungsprogramm, was man bei Spitzensportlern vermuten lässt, hat der junge Grabitzer nicht. „Bei einem langen Lauf verbrenne ich knapp 3000 Kilokalorien“, meint er lächelnd, wobei sein Vater ergänzt: „Er muss eher schauen, dass er viel isst, um das wieder auszugleichen.“ Dennoch: Typisches Fast Food kommt eher selten auf den Tisch. Dagegen viel Obst, Gemüse, generell viel Frisches. Was gar nicht geht: Alkohol. Auch wenn er nun mit 16 Jahren dürfte, weiß er, dass Bier seiner Fitness nicht dienlich ist. Deshalb verzichtet er darauf. Dafür trinkt er ganz viel Wasser. Aber ansonsten: Er ist ein Jugendlicher wie jeder andere auch.
Ohne Sponsor bleibt vieles an der Familie hängen
Angst vor der kommenden Saison im Bundeskader hat Tobias keine, wie er versichert. „Druck mache ich mir keinen. Wenn es gut läuft, ist es recht …“ Dennoch muss er trainingsmäßig dranbleiben. So hat ihm der Deutsche Skiverband individuell einen durchaus fordernden Trainingsplan zusammengestellt, den der junge Grabitzer zusammen mit seinem Vater umsetzt. Der umfasst durchaus ‘mal bis zu 17 Stunden Training (Laufen, Kraft, Athletik) pro Woche. Gleichzeitig sind auch Erholungspausen einzuhalten. In den Wintermonaten kommen dann noch Wettbewerbe, teils in verschiedenen Ecken Deutschlands, hinzu. Dies kostet Geld, was die Familie größtenteils aus der eigenen Tasche bezahlt. Zwar stellt der DSV die Kleidung zur Verfügung, während der Ski-Hersteller Fischer ihm auf seine „Brettl“ einen großzügigen Rabatt gewährt, doch Fahrt- und Verpflegungskosten für ihn und seinen Begleiter tragen die Buscheks selbst, abgesehen von kleinen Zuschüssen vom Oberpfälzer Skiverband und vom Further Skiclub. Mit dem Langlaufsport Geld verdienen – wie es beim Fußball üblich ist –, darüber kann der 16-Jährige nur schmunzeln.
Und dennoch sieht er seine berufliche Zukunft im Sport. Wenn es im Langlauf reichen sollte, umso schöner für ihn. Wenn nicht, soll es ein anderer Weg werden. Denn Tobias plant, nach dem Besuch der Fachoberschule Sportwissenschaften zu studieren. Was er aber in seinen jungen Jahren bereits erreicht hat, dafür brauchen andere ein Leben lang – falls sie es überhaupt schaffen. 23. Bester der deutschen Langlauf-Herren zu sein, das ist schon was.
Fest steht für ihn: Das Laufen wird ihn sein Leben lang begleiten, weil’s einfach Spaß macht, egal ob als Profi- oder Freizeitsportler. Wenn ihm die Gesundheit treu bleibt, dürfte ihn seine innere Stimme immer ähnlich wie bei Forrest Gump anspornen: „Lauf, Tobi, lauf!“